Unglückliche Liebe

Nach dem Krieg fühlten sich Magdalena Pyka und ein junger Polizist, ein gebürtiger Pole, der auf der Polizeiwache in Groß Peterwitz arbeitete, zueinander hingezogen. Magdalena (geb. 1930) war eine Tochter von Johann Pyka (geb. 1900) und Maria Smuda (geb. 1905). Sie war ein hübsches Mädchen mit blonden Haaren. In der Schule war sie aktiv und auch beliebt. Nach dem Krieg wohnte die Familie Pyka in der Fabrikstraße im Haus der Familie Oswald Herud. Die Eltern des Mädchens, insbesondere der Vater, der aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, waren strikt gegen eine Eheschließung. Am 18. März 1947 kam es im Restaurant „Tęczowa“ in Ratibor, wo Magdalena als Kellnerin arbeitete, zu einer Tragödie. Der Polizist erschoss das Mädchen und dann sich selbst. Magdalena war zu diesem Zeitpunkt 17 Jahre alt. Der Leichnam wurde in einem von Pferden gezogenen Leichenwagen aus Ratibor gebracht. Die Beerdigung fand am 22. März statt. Im Sterbebuch vermerkte Pfarrer Weidler wörtlich: „w Raciborzu została rozstrzelana” [Sie wurde in Ratibor erschossen.]. Ab 1947 hat Pfarrer Weidler alle Einträge in den Kirchenbüchern in der polnischen Sprache verfasst. Zuvor hatte er alles auf Deutsch geschrieben. 1951 erlitt die Familie Pyka eine weitere Tragödie – ihr einjähriger Sohn Alfred starb an einer Lungenentzündung. Einiger Zeit danach sind die Eltern des Mädchens nach Deutschland ausgewandert. Magdalenas Vater, Johann Pyka, betrieb vor dem Krieg einen Laden mit Nähmaschinenteilen und eine Nähmaschinenreparaturwerkstatt. Meine Mutter, deren Vater ein Schneider war, wurde zum Beispiel dorthin geschickt, um Nähnadeln zu kaufen. Nach dem Krieg arbeitete Johann Pyka als Berufslehrer in der Schneidergenossenschaft „Jedność“. Im Adressbuch/Einwohnerbuch für den Stadt- und Landkreis Ratibor 1938 kann die folgende Werbeanzeige gefunden werden: „Johann Pyka. Mechaniker-Meister. Groß Peterwitz OS. 281. Näh-u. Spezialnähmaschinen f. alle Berufszweige, Spezialmaschinen für die Herrenkonfektion. Gelegenheitskäufe – Reparaturen. Unentgeltliche fachmännische Beratung“. Das Gebäude, in dem J. Pyka seinen Laden hatte, existiert bis heute und beherbergt zurzeit die Apotheke „Apteka Zielona“. Die Geschichte dieses Gebäudes nach 1945 war sehr wechselhaft. Gleich nach dem Krieg befand sich dort für kurze Zeit das örtliche Komitee der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei PZPR. Am Ende der 40. Jahre eröffnete dort die kommunale Genossenschaft „Społem“ eine Kasse, die später zur Genossenschaftsbank umgewandelt wurde. Danach brachte dort die Genossenschaft „Społem“ einen Lebensmittelladen mit einer besonderen Auswahl an Süßigkeiten unter. Dieser wurde von „Alica“ (Alicja Mende), geleitet. Später hat in diesem Gebäude die Genossenschaft „Społem“ eine Wäschemangel betrieben, welcher von Emilia Wilisz, der Leiterin des Ländlichen Hausfrauenkreises, beaufsichtigt wurde. Nach 1989 betrieb Adrian Posmyk dort einen privaten Lebensmittelladen, der dann in den Besitz von Jarosław Popławski und seiner Geschäftspartner/-innen überging. Als dieser nebenan ein größeres, modernes Gebäude baute, wurde das alte Haus nach einer umfassenden Renovierung in eine Apotheke umgewandelt. Vor einem Jahr hat jemand die Grabtafel von Magdalena Pyka auf dem Friedhof „abgegeben“. Diese wird, bei der nächsten Erweiterung der Friedhofsgedenkmauer in diese eingemauert.

Bruno Stojer  

Übersetzt ins Deutsche durch Lukas Kubiczek, mit Unterstützung von M.S-B und agk.