paul_kletzkaPaul Kletzka verstorben

 Am 26. Oktober 2015 verstarb in Langen im Alter von 89 Jahren das langjährige Mitglied des Vorstandes der Groß-Peterwitzer Heimatfreunde Paul Kletzka.

Paul Kletzka wurde am 7. Februar 1926 in Gr.-Peterwitz, Kr. Ratibor, auf der Siedlung (Zauditzer Str. 346) in der Familie des Bauunternehmers Paul Kletzka geboren. Die Volksschule besuchte er in seinem Heimatort und trat        dann ins    Gymnasium in Katscher ein.  Im Alter von 18 Jahren wurde Paul Kletzka eingezogen und nach kurzer Schulung der Kriegsmarine zugeteilt. Während der ersten Seefahrt geriet sein Zerstörer Z 35  auf der Ostsee in der Nähe von  Finnland in ein Minenfeld und sank. Nur wenige Matrosen, darunter Paul Kletzka, sind am Leben geblieben. Aus der sowjetischen Gefangenschaft ist er im April 1949 entlassen worden.

Nach Gr.-Peterwitz zurückgekommen musste Paul das Polnische erlernen und das Abitur ablegen. Der Familientradition folgend bewarb er sich bei einer Baufirma in Ratibor. Unterdessen studierte er Bauwesen und Architektur an der   Technischen Hochschule in Gleiwitz. Am 19. November 1950 heiratete Paul Kletzka Anni Proksch aus Kornitz und zog ins Haus seiner Schwiegereltern. In der Familie Kletzka erblickten 5 Kinder das Licht der Welt.

Im beruflichen Bereich nutzte man die Fähigkeiten des jungen Ingenieurs und Kletzka brachte es sehr bald zum Posten des Technischen Direktors einer großen Baufirma. Die Kletzkas beschlossen jedoch in die Bundesrepublik zu  übersiedeln. Wegen der Bewerbung um Erteilung einer Ausreisegenehmigung musste Kletzka auf seinen Direktorposten verzichten, obwohl er weiterhin seine leitende Tätigkeiten – obwohl inoffiziell – ausübte. Nach mehreren Versuchen gelang es der siebenköpfigen Familie Polen zu verlassen und in Langen/Hessen ein neues Leben zu beginnen. Den Übersiedlern der älteren Generationen muss nicht gesagt werden, auf welche Schwierigkeiten und Probleme man stieß – im Auffanglager, in Notwohnungen usw.

Paul Kletzka gelang es in der Stadtverwaltung Langen einen Posten zu bekommen – dort brachte er es zum Leiter der Stadtplanung. Paul Kletzka und seinem Team ist es zu verdanken, dass Langen eine neuzeitliche Stadt wurde, mit Umleitungsstraßen, neuen Wohn- und Siedlungsvierteln, Kulturbereichen usw. Man denke auch an das Gewerbegebiet, wo heute viele bedeutende Unternehmen ihren Sitz haben, um nur das Paul-Ehrlich-Institut und die Deutsche Flugsicherung zu nennen.

Paul Kletzka wirkte auch als Architekt. Für seine große Familie entwarf er einen entsprechenden Bauplan für ein eigenes Haus. Nach diesem Muster wurde eine ganze Reihe von Einfamilienhäusern erbaut. Kletzka konnte auf viele Bebauungen in Langen und der Umgebung hinweisen, die von seinem Reisbrett stammen.

Natürlich gedachten die Kletzkas auch der Ausbildung ihrer Kinder, die fast alle Hochschulbildung haben und in verschiedenen Branchen tätig sind. Trotz seiner vielen Pflichten, fand Paul Kletzka noch Zeit für seine Hobbys. Der junge Matrose blieb dem Wasser treu. Als Mitglied des Yachtclubs machte er als Bordmitglied viele Fluss- und Seereisen in Europa.  

buchDie Liebe zu seiner alten Heimat bewog Paul Kletzka historische Recherchen zu unternehmen. Es muss darauf hingewiesen werden, dass man zu den damaligen Zeiten in Bibliotheken und Archiven nach Quellen suchen musste und nicht – wie jetzt – „Tante Wiki“ oder „Onkel Google“ fragt und man das Nötige auf dem Bildschirm seines Computers vorgelegt bekommt. Paul Kletzka hatte schon immer eine „leichte Feder“. Gegen Hundert verschiedener Texte veröffentlichte er im „Ratiborer“. Ausgiebige Studien in verschiedenen in- und ausländischen Archiven ermöglichten es Paul 1994 sein „opus magnum“ unter dem Titel „Groß-Peterwitz — ein  Dorf im Wechsel der Geschichte“ herauszugeben. Für alle Peterwitzer und daran interessierte Menschen ist es eine unermessliche Fundgrube des Wissens über Geschichte, Kultur und Menschen. Auch die jetzige Groß-Peterwitzer Verbandsgemeindeverwaltung ehrte Paul Kletzka zu seinem Buch mit einer Gedenkstunde.

 Als die „Heimatfreunde Groß-Peterwitz“ unter dem unvergesslichen Hubert Neumann ihre Tätigkeit begannen, war Paul Kletzka einer der ersten Mitstreiter dieses Vorhabens. Das 2. Treffen der Peterwitzer, gleichzeitig das Jubiläumstreffen zur Dreihundertjahrfeier unserer Kreuzkirche, wurde von Paul Kletzka 1967 in Langen in der dortigen TV-Turnhalle vorbereitet. Das 3. Treffen organisierte Hubert Neumann 1969 in Ansbach im „Brandenburger Hof“, erst ab dem 4. Treffen kommen wir seit 1971 in Hünfeld zusammen.

Wir trauern um Paul Kletzka, einen uns alle überragenden Peterwitzer, dem wir unermesslichen Dank schuldig sind. Am 12. November 2015 wurde Paul Kletzka auf dem Friedhof in Langen im gemeinsamen Grab, mit der am 17. September 2013 verstorbenen, Frau Anni bestattet. Er ruhe in Frieden.

                                             Heimatgruppe Groß-Peterwitz