60 Minuten bis der Rettungsdienst kommt

DRK unterstützt die Freunde in Polens Partnerstadt

Die Fachleute gaben jetzt einen Lehrgang in Pietro-wice Wielkie. Zudem wird die Gründung einer Rote-Kreuz-Gruppe vorbereitet.

 Einsatz in Polen: Der Liederbacher Wolf Cayenz spielt den Patient, Robert Mann (rechts) erläutert den Feuerwehrleuten und Arzthelferinnen den Umgang mit dem Defibrilator.    Foto: DRKEinsatz in Polen: Der Liederbacher Wolf Cayenz spielt den Patient, Robert Mann (rechts) erläutert den Feuerwehrleuten und Arzthelferinnen den Umgang mit dem Defibrilator. Foto: DRK
Liederbach. Kaum zu glauben: Wenn ist der polnischen Partnerstadt Pietrowice Wielkie ein Notruf abgesetzt wird, kann es im schlimmsten Fall gut 60 Minuten dauern, bis professionelle Hilfe eintrifft. «Wenn man einen Herzinfarkt kriegt, ist man dann vermutlich schon verstorben», malt Robert Mann vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Liederbach ein schreckliches Szenario. Zwar gebe es im Krankenhaus im knapp zehn Kilometer entfernten Ratibor einen Rettungswagen, doch nicht immer sei dieser sofort verfügbar, weiß der Fachmann aus Deutschland. Auch gebe es keine gesetzlichen Hilfsfristen wie in Deutschland. Immerhin: Den Notruf 112 gibt es inzwischen in Polen.

Unter anderem um auch solchen Problemen vorzubeugen leistet das Liederbacher DRK derzeit in Polen «Entwicklungshilfe». Größtes Projekt der Mannschaft um den Vorsitzenden Reinhold Hofmann ist der Aufbau einer Rote-Kreuz-Truppe in Pietrowice Wielkie. Einige Gespräche gab es bereits. Inzwischen liegt sogar ein entsprechender Entwurf für das Projekt vor, der aus dem Polnischen noch übersetzt werden muss. Zudem wollen die Initiatoren mit den Ersthelfern in Ratibor Kontakt aufnehmen, wo es ein solches Angebot bereits gibt.

 

Kein Defibrilator

Deutlich konkreter war die Unterstützung der Liederbacher vor wenigen Tagen: Robert Mann, Reinhold Hofmann und Wolf Cayenz waren zu einem Erste-Hilfe-Lehrgang in Polen. Gemeinsam schulten sie 20 Feuerwehrleute und zwei Mitarbeiter der Arztpraxis im Ort. «Die lebensrettenden Maßnahmen standen im Vordergrund der Ausbildung. Dabei wurde sowohl die Beatmung als auch die Herz-Lungen-Wiederbelebung gelehrt», berichtet Mann. Auch wurde der Umgang eines AED (Automatischer externer Defibrilator) demonstriert und geübt. «Leider gibt es in Pietrowice Wielkie bisher noch keinen solchen Defibrilator. Wobei der plötzliche Kreislaufstillstand eine der Haupttodesursachen in Europa ist. Bei sofortiger Hilfeleistung mit einem AED-Gerät könnten viele dieser Verletzten gerettet werden», weiß Robert Mann. Vielleicht sei es eine Möglichkeit, jetzt Spenden zu sammeln, um den Menschen in Polen ein solches teures Gerät zu verschaffen. Zudem wurden die Versorgung von stark blutenden Wunden sowie die Hilfe bei Verbrennungen und Verätzungen ausgiebig geübt. Damit die Verständigung klappte, übersetzte die polnische Gemeindemitarbeiterin Monika Schattke die Erläuterungen. Mit der Schulung seien jetzt immerhin die Brandschützer ausgiebig geschult worden, um im Ernstfall entsprechend handeln zu können. «Es hat den Menschen sehr viel Spaß gemacht, sie waren aber auch schon sehr fit», freut sich Robert Mann. Somit sind die Polen noch besser vorbereitet auf die große Ökomesse am 7. und 8. Mai, wenn bis zu 5000 Menschen in Pietrowice Wielkie erwartet werden. Auch die Liederbacher DRK-Leute überlegen, ihre Freunde aus dem Nachbarland zu unterstützen.